Die Apostel von Nordhorn
Vor etwa 400 Jahren wurden die Apostelbilder in der Alten Kirche am Markt in Nordhorn übermalt
Als die Alte Kirche am Markt in Nordhorn vor einigen Jahren renoviert wurde, entdeckte man unter dicken Farbschichten einige alte Wandbilder. Sie stellen zwölf Apostel dar, also die Männer, von denen die Bibel erzählt, dass Jesus besonders eng mit ihnen verbunden war.
Die Bilder der Apostel in der Nordhorner Kirche wurden vor langer Zeit übermalt. Das kam so:
Noch vor 500 Jahren waren alle Menschen in der Grafschaft Bentheim katholisch. Doch 1544 wandten sich viele Pastoren und der Graf Arnold von Bentheim zunächst den Lehren Martin Luthers zu und wurden „Lutheraner“. Ihnen mussten die Menschen, die damals in der Grafschaft lebten, folgen.
In der Schweiz traten etwas später die Theologen Johannes Calvin und Ulrich Zwingli auf. Sie begründeten eine neue Lehre. Ihre Anhänger nannten sich „Reformierte“. Zwingli und Calvin legten besonderen Wert auf das zweite Gebot: „Du sollst dir kein Bildnis machen.“ Deshalb ließen sie alle Bilder und alle Statuen aus den Kirchen entfernen. Dem Enkel des Grafen Arnold gefielen die Lehren von Calvin und Zwingli so gut, dass er erneut die Religion wechselte.
Ab 1588 wurden die Christen in den meisten Gemeinden der Grafschaft Bentheim zu "Reformierten", nur in Engden, Drievorden und Wietmarschen blieben sie katholisch. Die Alte Kirche am Markt in Nordhorn wurde zu einer reformierten Kirche. Auch hier verschwanden die Bilder und Altäre aus den Kirchen. Die Apostelbilder wurden übermalt, Altäre und Messgewänder verkauft.
Bis vor etwa 160 Jahren gehörten die Menschen in der Grafschaft entweder dem reformierten oder dem katholischen Bekenntnis an. Dann gab es Streit in mehreren reformierten Gemeinden. Manchen Gemeindegliedern waren die Lehren der Pastoren nicht streng genug. In Bentheim, Emlichheim, Nordhorn, Wilsum, Uelsen, Hoogstede, Laar und Veldhausen entstanden "altreformierte" Gemeinden, die es auch heute noch gibt.
In den letzten Jahrzehnten ließen sich viele Menschen in der Grafschaft nieder, die nicht reformiert oder altreformiert waren. Deshalb gibt es heute neben den reformierten und altreformierten Christen auch mehrere lutherische und neue katholische Gemeinden. In Neuenhaus entstand zum Beispiel die lutherische Sankt - Johannes - Gemeinde. Sie erhielt im November 1950 eine Kirche geschenkt. Das Geld hatte der Lutherische Weltbund in Amerika gesammelt.
Außer in Wietmarschen und in Engden gibt es auch in Emlichheim, Uelsen, Neuenhaus, Nordhorn, Bad Bentheim und Schüttorf wieder katholische Kirchen. Eine der bekanntesten ist die St.- Augustinus - Kirche in Nordhorn. Außerdem bestehen in der Grafschaft eine Reihe anderer religiöser Gemeinschaften, zum Beispiel die Herrnhuter Brüdergemeine in Neugnadenfeld.
Erkundungsaufgaben:
- In welcher Kirche entdeckte man die übermalten Bilder der Apostel?
- Welcher Religion gehörten die Menschen in der Grafschaft vor 500 Jahren an?
- Wann wurden die Menschen in der Grafschaft "Lutheraner"?
- Wer begründete die Lehre der "Reformierten"?
- Welches Gebot wird in den reformierten Kirchen streng befolgt?
- Wann wurden die meisten Menschen in der Grafschaft „Reformierte“?
- Welche Gemeinden blieben damals katholisch?
- Welche Gemeinden spalteten sich vor etwa 160 Jahren von den "Reformierten" ab?
- Wie heißt die bekannteste katholische Kirche in Nordhorn?
- Welche Glaubensgemeinschaft ist in Neugnadenfeld besonders verbreitet?